Nord Mord Award

Blumengrüße

Blumengrüße

Im Sommer 2013 nahm ich am NordMordAward 2013 teil.

Eine Leseprobe meiner Kriminalgeschichte folgt hier:

Oberbürgermeister Christiansen schloss erleichtert die Tür zum Ratssaal hinter sich. Der Tumult verstummte. Er hatte es geschafft. Dem ganzen “Herumgeklüngel” hatte er den Hahn abgedreht und zum Wohle seiner Stadt entschieden. Weitere Ratsmitglieder und leitende Angestellte verließen nach und nach den Saal durch dieselbe Tür. Dann eröffnete der Stadtpräsident den öffentlichen Teil der Ratsversammlung.

Plötzlich wurde Christiansen am Oberarm herumgerissen und blickte direkt in die Augen eines langjährigen Ratsmitgliedes: “Sie...”, fauchte dieses mit stechendem Blick, “Sie haben einen großen Fehler gemacht! Sie haben sich mit Leuten angelegt von denen sie nicht einmal ahnen, was sie zu tun im Stande sind.”

Christiansen zuckte zusammen: “Wie meinen sie das?” Aber das Ratsmitglied hatte sich bereits zum Gehen umgedreht und verschwand durch die Glastür in Richtung Ausgang.

Jonas Anderson schaute auf die Förde hinaus. Sein Blick kreiste von Norden, wo in diesem Moment ein Segelboot die Untiefe bei Holnis umschiffte, zum dänischen Westen, über dem die Sonne rotglühend hinter zahlreichen Baumspitzen versank. Eine sanfte Bö umschmeichelte sein Gesicht, als er weiter Richtung Süden schaute. Nachdenklich verweilte er einen Moment, senkte seinen Blick und nippte an dem Weinglas, welches er sich mit einem guten Tropfen Merlot gefüllt hatte.

Fahrensodde war sein Lieblingsplatz und längst ein Geheimtipp in einschlägigen Flensburger Kreisen, um im Sonnenuntergang meist für sich allein, den Feierabend zu genießen. Am Ufer spielten zwei Kinder mit einer Qualle, die vom Meer angespült worden war.

Neben Jonas Anderson knirschte der Sand. Ein Mann in einem schwarzen Trenchcoat näherte sich. Der geöffnete Mantel flatterte locker im Wind und der Strohhut, den dieser Mann trug, verlieh ihm eine Leichtigkeit, die so gar nicht zum ernsten, fast besorgten Gesichtsausdruck dieses Mannes passte. „Jonas! Einen schönen Abend wünsche ich dir.“, rief der Mann mit dunkler, erhabenen Stimme, als er nur noch wenige Meter von Anderson entfernt war. „Gerd. Schön dich zu sehen. Komm´ setz´ dich zu mir. Es ist noch Wein da.“, entgegnete ihm Jonas Anderson. Gerd Bahr zog seinen Mantel aus, legte ihn auf den Sand und setzte sich neben den Mann, den er nun schon seit über dreißig Jahren kannte und seinen Freund nannte. Jonas Anderson reichte ihm ein Glas Rotwein mit den Worten: „Auf Flensburg und eine bessere Welt.“ Gerd Bahr nickte: „Auf dich mein Freund. Bist du weitergekommen oder sollte ich diese Frage lieber nicht stellen?“

Jonas Andersons besorgter Blick schien irgendwo im Dunst des Horizonts den Rest der kürzlich noch hell strahlenden Sonne einfangen zu wollen. Doch es war nur noch ein roter Schimmer vorhanden, welcher einigen, verlorenen Wolkenfetzen ein feuriges, angsteinflößendes Rot verlieh.


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