Bienen – was die besten „Haustiere“ der Welt alles können
Bienen existieren seit über 90 Millionen Jahren. Die älteste Bienenhaltung gab es wahrscheinlich im Vorderen Orient. Im 4. Jahrtausend v. Chr. bestand sie auch schon in Ägypten.
Heutzutage ist die Honigbiene nach dem Rind und dem Schwein das drittwichtigste Nutztier in Deutschland. Grund genug, einmal die Fähigkeiten unserer Honigbienen unter die Lupe zu nehmen:
Starkes Team
In einem Honigbienenvolk leben bis zu 40.000 Arbeiterinnen. Sie übernehmen die unterschiedlichsten Aufgaben, vom Putzen über Brut-Aufzucht, Bautätigkeit und Wächtertätigkeit bis zum Einsammeln von Nahrung.
Frauenpower
Arbeitsbienen, die den Stock verlassen, um Nektar zu sammeln, können in ihrem Honigmagen 50 bis 70 Mikroliter Blütennektar zum Stock transportieren. Das ist nicht viel weniger als ihr eigenes Körpergewicht.
Auf ihrer Bestäubungsmission sind Honigbienen sehr fleißig. Eine Biene fliegt ca. 10-mal täglich aus und besucht dabei 250-300 Blüten.
Eine einzige Biene müsste für 1 Glas Honig 3-mal um die Erde fliegen.
Zwei Teelöffel Honig produziert eine Arbeitsbiene in ihrem vier bis fünf Wochen langen Leben.
Achtung Flugverkehr
Bis zu 50 Kilometer pro Stunde kann eine Sammlerin fliegen. Auf der Suche nach Nektar entfernen sich die Bienen mehrere Kilometer vom Stock. So bringt es ein Bienenvolk während eines Jahres auf insgesamt bis zu 36 Millionen Flugkilometer. Dies entspricht etwa 900 Erdumrundungen.
Ernährung
Ein Bienenvolk benötigt etwa 50 – 80 kg Honig zur eigenen Ernährung.
Bienen können unter Verstopfung leiden
Neben Nahrung benötigt die Biene auch Wasser. Ist jedoch nicht ausreichend Flüssigkeit vorhanden, leiden die Bienen unter Verstopfung und natürlich können sie, wie jedes Lebewesen ohne Flüssigkeitsaufnahme verdursten.
Bienenpause
Fleissige Bienen brauchen auch Erholung. Eine Biene kann je nach Einsatz bis zu 8 Stunden am Tag schlafen.
Elefantenschreck
Bienen jagen mit ihrem Summen Elefanten Angst ein. Die Dickhäuter suchen das Weite, wenn sie das Fluggeräusch eines Schwarms hören oder nur einen Bienenstock sehen.
Bienenstiche in die Bindehaut der Augen oder die Schleimhaut des Rüssels sind überaus schmerzhaft für Elefanten. Diese Überreaktion hat sich der Mensch zu Nutzen gemacht.
In Indien beispielsweise kommt es immer wieder zu fatalen Zusammenstößen, wenn Elefanten Gleise überqueren und von Schnellzügen angefahren werden. Das Eisenbahnunter-nehmen Northeast Frontier Railway nutzt die notorische Angst der Dickhäuter vor Bienenstichen aus, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren. In der Nähe der Bahngleise wurden Lautsprecher aufgestellt, aus denen lautes Bienensummen ertönt, wenn sich ein Zug nähert. Dies soll die Elefanten rechtzeitig verscheuchen.
Auch in Afrika werden Bienen eingesetzt, um Ernteverluste zu verhindern. Afrikanische Bauern halten die Elefanten mit aufgestellten Bienenstöcken von ihren Feldern fern. Amerikanische und südafrikanische Biologen haben entdeckt, dass sich eine ähnliche Wirkung auch mit chemisch hergestellten Alarmpheromonen der Bienen erzielen lässt.
Bienen haben Schweißfüße
Wenn die Biene eine Blüte besucht und den Nektar aufgesaugt hat, markiert die Sammlerin diese mit einem speziellen Duft. Damit zeigt sie ihren Kolleginnen, dass es hier nichts mehr zu holen gibt. Der Duft besteht aus einem bestimmten Pheromon, das von einem Haftläppchen an den Hinterbeinen auf die Blüte übertragen wird. Über ihre Füße geben Bienen also eine stark riechende Flüssigkeit ab.
Bienen können besser riechen als Hunde
Bienen besitzen 170 verschiedene Geruchsrezeptoren. Kleinste Poren an den Gliedern der beiden Fühler nehmen die Duftstoffe auf. Bienenvölker haben einen eigenen Stockgeruch, den jede Biene an sich trägt. Wächterbienen erkennen daran fremde Eindringlinge. Der Geruchssinn ist sehr wichtig, da Bienen stark über Gerüche kommunizieren und biologische Vorgänge im Bienenvolk über Pheromone gesteuert werden.
Bienen haben daher einen besseren Riecher als Hunde. Forscher haben herausgefunden: Schon kleinste Mengen Sprengstoff und Drogen können Bienen erschnüffeln. Eine Spür-Bienen-Schule befindet sich bereits in Los Alamos in den USA. Das Projekt trägt den Namen: Stealthy Sensor Insect Project und wird sogar vom Pentagon finanziert.
Auch bei der Gewerkschaft der Polizei wurde die kuriose Idee vorgestellt, Bienen statt Polizeispürhunde zu nutzen. Sonja Kessler, Polizistin und Imkerin, erhielt für ihre Arbeit beim Europäischen Polizeikongress mit dem Sonderpreis "Zukunftspreis Polizeiarbeit" eine Auszeichnung. Sie hat diese Idee in ihrer Abschlussarbeit wissenschaftlich getestet.
In Kroatien wurde ein ähnliches Experiment mit Sprengstoff positiv bewertet.
Bienen hören mit den Beinen
Bienen haben kein Hörorgan. Aber sie können Vibrationen wahrnehmen. Die Bienen besitzen auf den Beinen Sinnesorgane, die auf diese Vibrationen reagieren.
Langweiliger Diavortrag
Menschen können etwa 60 bis 65 Bilder pro Sekunde erkennen. Die Facettenaugen der Bienen erreichen dagegen eine viel höhere zeitliche Auflösung: Sie nehmen über 300 Bilder pro Sekunde wahr. Ein Kinofilm, der mit 24 oder 36 Einzelbildern pro Sekunde unserem Gehirn eine kontinuierliche Handlung vortäuscht, ist für eine Biene gerade mal ein langweiliger Diavortrag.
Männliche Bienen sehen besser
Drohnen haben bessere Augen als die Arbeiterinnen oder die Königin. Der Grund dafür ist, dass sie die Königin im Freien für den Hochzeitsflug erkennen müssen. Königinnen sehen bei Weitem nicht so gut, denn sie verbringen die meiste Zeit im dunklen Inneren des Bienenstocks.
Bienen erkennen Gesichter
Bienen können verschiedene Gesichtszüge unterscheiden und sich diese auch merken.
Dies haben Forscher der Universitäten Toulouse, Monash und Newcastle herausgefunden.
Die Gesichter können die Bienen anhand der Anordnung von Augen, Nase und Mund identifizieren. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Bienen mit dieser Fähigkeit Futterquellen in ihrer vielfältigen Umgebung leichter wiederfinden. Dass Bienen auch lernen können, ihren eigenen Imker von anderen Menschen zu unterscheiden, halten die Forscher jedoch für unwahrscheinlich.
Bienen sehen niemals rot
Bienen sehen kein Rot. Sie erkennen Farben im Ultraviolett-Bereich, die wir nicht sehen können und erkennen Farbmuster auf den Blütenblättern, die ihnen gewissermaßen den Landeplatz anweisen. Gelbe Rapsblüten beispielsweise sehen für Bienen gemustert aus.
Kleine Rechenkünstler
Bienen können zählen. Allerdings nur bis vier. Dies wurde bei Honigbienen von Forschern am Max-Planck-Institut nachgewiesen. Größere Rechenaufgaben sind der Biene dann aber doch zu kompliziert. Frühere Untersuchungen zeigten, dass auch andere Tiere einfache Rechenaufgaben meistern. Demnach können Affen und sogar schon Küken mit Zahlen umgehen. Einige Forscher gehen davon aus, dass manche Tiere diese einfachen Rechenkünste zum Überleben brauchen, um etwa festzustellen, ob Fressfeinde in der Überzahl sind.
Bienen können hupen
Bienen hupen, wenn sie zusammenprallen. Das haben Forscher an der Nottingham Trent University in Großbritannien herausgefunden, wie das Wissenschaftsmagazin „News Scientist“ berichtete. Lange Zeit dachte man, dass die Vibrationen, die die Bienen mit ihren Flügelmuskeln erzeugen, ein Warnsignal an andere Bienen seien. Nun glaubt das Forscherteam, dass das „Hupen“ ein Ausdruck von Überraschung ist.
Verdienst
Weltweit erwirtschaften Bienen jedes Jahr mit ihrer Bestäubungsleistung an die 300 Milliarden Euro.
Ersatzbank
In China ist die Konzentration von Umweltgiften in einigen Regionen so hoch, dass es dort kaum noch Bienen und Vögel gibt. Menschen übernehmen deshalb den Job der Tiere und bestäuben jede einzelne Blüte mit einem Wattebausch.
Demokratische Abstimmung
Ein Bienenvolk wählt ihre Königin gemeinsam aus. Wie genau die Bienen auswählen, welche Larve zur Königin wird, weiß man nicht genau. Vermutlich hat es etwas mit Pheromonen zu tun, wie so viele andere Dinge bei Bienen. Übrigens: Lange waren Forscher überzeugt, dass es sich um einen Bienenkönig handele. Dann schaute der Holländer Jan Swammerdam im 17. Jahrhundert endlich genau hin und entdeckte weibliche Geschlechtsorgane.
Ich wollt, ich wär ein Huhn
Während des Sommers legt die Königin täglich 1.200 bis 2.000 Eier. Das sind rechnerisch mehr als 15 Eier pro Minute.
Sie paart sich meist nur einmal und produziert mit dem gespeicherten Samen fast ein Leben lang weibliche Nachkommen.
Während der Paarung nimmt die Königin bis zu zehn Millionen Spermien in ihrer Samenblase auf. Sie ist damit für ihre gesamte Lebenszeit gut ausgestattet. Königinnen können bis zu 5 Jahre alt werden.
Sex, Drugs and Rock ’N’ Roll
Das harte Los der Bienenmänner
Neben dem Liebhaber der Gottesanbeterin oder manchen männlichen Spinnenarten haben auch die Drohnen nach der Begattung nichts zu lachen. Jene, die beim Hochzeitsflug mit der Königin zum Zug kommen, sterben sofort, da ihr Penis nach dem Geschlechtsakt in der Königin steckenbleibt und abreißt. Die anderen fliegen zwar unversehrt zurück zum Stock, werden dort aber nicht mehr gefüttert und verhungern, da sie selber keinen Nektar sammeln können.
Drohnen sind daher nur dazu da, die junge Königin zu besamen.
Bienen haben manchmal einen im Tee
Bei hohen Temperaturen kommt es vor, dass der Zucker aus den Pflanzensäften gegoren ist. Süsser, gegorener Zucker, besser bekannt unter dem Namen "Alkohol", hat auf unsere Bienen eine fatale Wirkung. Eine Studie der Universität Ohio besagt, dass sich betrunkene Bienen gar nicht so sehr von betrunkenen Menschen unterscheiden: Sie sind etwas wackelig auf den Beinen und müssen erst mal ausnüchtern, um weiterzufliegen - und das kann schon mal etwas dauern.
Summ Summ Summ
Wissenschafter der Universität Tel Aviv haben herausgefunden, dass manche Pflanzen auf die Schwirrgeräusche ihrer Bestäuber reagieren – und zwar mit einem höheren Zuckergehalt in ihrem Nektar. Die Forscher untersuchten das Phänomen anhand der Nachtkerzen-Art Oenothera drummondii und erkannten, dass sich tatsächlich die Nektarzusammensetzung verändert, wenn sie von Bienen oder Faltern angeflogen wird. Dass wirklich der akustische Reiz ausschlaggebend ist, belegten sie mit einem weiteren Experiment: Dazu erzeugten die Wissenschaftler Geräusche, die die gleichen Frequenzen wie die Schwirrgeräusche der typischen Nachtkerzen-Bestäuberinsekten aufwiesen, und spielten sie mehr als 650 Nachtkerzenpflanzen vor.
Das Resultat: Die durchschnittliche Zuckerkonzentration erhöhte sich im Nektar innerhalb von 3 Minuten um etwa 20 %.
Summen für den Stressabbau
Auch mal selbst ein paar Minuten friedlich wie ein Bienchen summen und sich dabei auf den Atem konzentrieren, kann wahre Wunder wirken. Die Atemübung Brahmari, die ihren Namen von einer indischen Bienenart hat, soll effektiv sein und hat eine beruhigende und ausgleichende Wirkung auf den gesamten Organismus. Bei dieser Technik wird beim Ausatmen der summende Ton einer Biene erzeugt. Um den Laut besser wahrnehmen zu können, hält man sich dafür beide Ohren zu. Klingt lustig? Soll aber beruhigen.
Quelle: wabenprofi.de